Die unternehmungslustigen Landfrauen von Oberharthausen hatten vergangenen Freitag ein ganz besonderes Schmankerl auf ihrem Programm. Hoch hinaus wollten sie, sehr hoch sogar. Ihr Ziel war eine Stadtturm-Führung in Straubing mit dem Titel „Über den Dächern von Straubing“. Die Ortsbäuerin Martina Pömmerl konnte dazu 27 Personen begrüßen. In der sehr interessanten Führung hörten die Besucher allerlei Geschichten zum Turm und den Türmern, und außerdem hatte man in 55 Meter Höhe einen herrlichen Ausblick auf die Stadt. Um die wackligen Beine von der ungewohnten Höhenluft wieder zu erden, kehrte man anschließend in geselliger Runde beim Hotel Seethaler auf a Hoibe ein.
Ein paar Daten zum Stadtturm:
Der Straubinger Stadtturm ist ein 68 Meter hoher mittelalterlicher Wachturm. Er befindet sich in der Mitte des Stadtplatzes von Straubing und gilt als Wahrzeichen der Stadt.
Die Grundsteinlegung erfolgte 1316. Zwischen 1379 und 1393, zur Zeit des Herzogtums Straubing-Holland, unter der Regentschaft Albrechts II., wurde der achtgeschossige Turm vorerst fertiggestellt. Jedoch wurde er bis ins 16. Jahrhundert ausgebaut, unter anderem wurden die Türmerwohnung und die vier charakteristischen Ecktürme später ergänzt
227 knarzende, hölzerne Stufen muss man überwinden, um bis zum Rundgang in 55 Metern Höhe zu gelangen. Im obersten Geschoss des Turms wohnte Straubings „oberster Beamter“, der Stadttürmer bzw. Wächter. Dieser musste bei Amtsantritt einen umfangreichen Eid schwören, der ihm treueste Pflichterfüllung abverlangte. Neben seiner Haupttätigkeit, nach Feuern Ausschau zu halten, mußte er es unter anderem auch melden wenn sich mehr als drei Wanderer den Stadttoren näherten. Wenn ein Schiff von der Donau kam, war es seine Aufgabe eine rote Fahne auszuhängen, als Zeichen für die „Mauther“ den fälligen Zoll einzutreiben. Aus Sicherheitsgründen hatte er zudem die Pflicht nach jedem Stundenschlag der Uhr die Schläge mit einem Hammerschlag auf der Glocke zu wiederholen, um sicherzugehen, dass er auf seinem Posten ist. Der letzte Türmer verließ 1930 seinen Posten.
1991 gab es eine Generalüberholung des Turms von außen und innen mit der finanziellen Unterstützung des „Vereins der Thürmer“, der EU und verschiedenen Landesämtern. Viele Widerstände waren zu überwinden um das Glockenspiel 1999 einbauen zu können (Denkmalschutz, Heimatpfleger). Nach langem Für und Wider stimmt der Stadtrat dem Einbau des Glockenspieles im Stadtturm zu. Die geschätzten Kosten von 160.000,- DM zuzügl. MWSt. (ca. DM 185.600,-) werden von den Straubinger Bürgern aufgebracht.
Das Glockenspiel besteht aus 26 Glocken und hat ein Gewicht von insgesamt rd. 2.100 kg. Die größte Glocke (900 mm Durchmesser) = "Bürgerglocke" wiegt 429 kg. Der Name eines jeden Bürgers, der für das Glockenspiel mindestens DM 100,- gespendet hat, ist auf der Bürgerglocke eingraviert. Die übrigen Glocken sind hauptsächlich Einzelspenden von Firmen und Privatpersonen. Die kleinste Glocke mit einem Durchmesser von 190 mm wiegt 12,5 kg.
Bilder von Gabi Pömmerl und Ingrid Becker