Silvester
Wenige Tage später ist das Jahr zu Ende. Die Silvesternacht, die Nacht vom 31. Dezember zum 1. Januar, ist die dritte Rauchnacht und zugleich eine Losnacht. Das Ausräuchern ist seit langem nur mehr in der letzten der Rauchnächte, am Dreikönigstag, üblich.
Bleigießen
Unter den Losnächten aber ist die Neujahrsnacht die einzige, in der heute noch gelöselt, in der über die Zukunft gelost wird. Das Bleigießen in der Silvesternacht hat sich sogar in den Städten bis heute erhalten. Dazu schmilzt man in einem Blechlöffel ein Stück Blei und läßt es flüssig in ein Gefäß mit Wasser fallen. Aus der Form, die sich bei dem raschen Erstarren des Bleies bildet, schließt man auf Freud oder Leid, Beruf, Hochzeit oder Tod. Auf dem Land blieben lange die anderen Formen des Zukunftslöselns, das Pantoffelwerfen und das Zaunsteckerlzählen, üblich. In den Städten hat sich die Silvesternacht zu einer fröhlichen Feier entwickelt, bei der Punsch, Bowle oder Sekt getrunken wird. An die Stelle des Neujahrsanschießens, das in alter Zeit an vielen Orten geübt wurde, ist in den Städten das Abbrennen von Feuerwerkskörpern getreten. Auf dem Land aber erhielt das Vieh auch in der Neujahrsnacht sein "Geweihtes" ins Futter.
Neujahr
Papst Innozenz XII. hat im Jahr 1691 den Beginn eines neuen Jahres auf den 1. Januar festgesetzt. Der alte Brauch, seinen Verwandten und Bekannten an diesem Tag Glück für das kommende Jahr zu wünschen, ist noch in voller Übung. Unter den Städtern geschieht dies freilich in der Regel nur mehr dadurch, daß man sich gegenseitig vorgedruckte Karten zusendet, die in der Regel recht geschmacklos gestaltet und so von guter alter Art weit entfernt sind. Auf dem Land ist es oft noch Sache der Kinder, von Haus zu Haus zu gehen und ihren Neujahrswunsch herunterzuschreien, wofür ihnen eine kleine Gabe sicher ist. Weit verbreitet war in Niederbayern folgender Glückwunsch: "I wünsch enk a glückseligs neis Jahr, s' Christkindl mit am kraustn Haar, a langs Lebn und a grats Lebn und an Himmi danebn!" Früher übersandten die Handwerksleute zu Neujahr ihren Kunden die Jahresrechnungen. Heute noch ist es üblich, dem Postboten, der Zeitungsfrau, dem Bäckerlehrling, der die Frühstückssemmeln bringt, und anderen Dienstkräften ein kleines Neujahrsgeschenk zu geben. Auch das Neujahrsanblasen wird noch vielfach geübt.
Heilig-Drei-König
Die Nacht vor dem Heilig-Drei-Königstag ist die letzte der zwölf Rauhnächte und zugleich eine der wichtigsten Losnächte. Sie ist auch die letzte und gefährlichste der vier eigentlichen Rauchnächte. So hat sich die Sitte des Ausräucherns von Haus und Hof am Dreikönigstag bis heute noch allgemein erhalten.
Dreikönigswasser
Am Nachmittag des Vortages ist in allen Kirchen die "Dreikönigsweich", die Weihe des Heilig-Drei-Königs-Weihwassers, des Weihrauchs und der Kreide. Nach der Weihe hebt oft ein arges Gedränge an um das geweihte Wasser. Denn meist sind es Kinder, die von ihren Eltern geschickt werden, das neugeweihte Wasser zu holen. Und das ist uralter Volksglaube: wer das Dreikönigswasser zuerst schöpft, der empfängt die kräftigste "Weich". So wird der Kampf um das geweihte Wasser manchmal ziemlich grob, weil alle versuchen, ihre Töpfe und Flaschen als erste im Dreikönigszuber unterzubringen.
Das Ausräuchern
Zu Hause geht’s dann ans "Ausräuchern". Man nimmt eine Räucherpfanne, gibt glühende Kohle und Weihrauch hinein und geht, begleitet von einer Person, die ein Gefäß mit Heilig-Drei-Königswasser trägt, in alle Stuben und Kammern, in die Ställe und Bodenräume. Nun wird das geweihte Dreikönigswasser ausgesprengt. Zugleich schreibt man mit der geweihten Kreide an alle Türen die Anfangsbuchstaben der Namen der Heiligen Drei Könige Kaspar, Melchior und Balthasar, dazwischen zwei Kreuze und als Umrahmung die Jahreszahl: 19 K + M + B 67. Einer weitverbreiteten Pastorallegende zufolge wurde der alte christliche Haussegen Christus mansionem bendicat („Christus segne dieses Haus“) vom Volksglauben für die Anfangsbuchstaben der Heiligen Drei Könige gehalten und man habe daher die drei Weisen Casper, Melchior und Balthasar genannt.Wer es besonders genau nahm mit der Ausräucherung, der versah auch Kästen und Truhen mit den Anfangsbuchstaben der Heiligen Drei Könige. Nun war der Hof wohlgefeit gegen die Macht der Unholde!
Quelle: Chronik Konzell