Es wurde eine rege Diskussion um den Schulweg an der Perkamer Straße geführt
Der Perkamer Weg vom Baugebiet bis zur Bushaltestelle am Kirchplatz ist für die Schulkinder ein risikoreicher Schulweg. Der Weg ist deshalb gefährlich für die Kinder, weil der Verkehr von Perkam und Pilling kommend diese Straße zur Durchfahrt nach Pönning, speziell zur Firma Haller nutzt. Es wird nicht über die Dorfstraße gefahren, sondern man verkürzt den Weg über die Perkamer Straße.
Aus diesem Grund hat Franz Pömmerl bei der Stadt Geiselhöring zweimal eine Eingabe gemacht. Er forderte die Stadt auf, dass sie sich der Sache annehmen, d.h. man solle diese Straße in irgendeiner Form für die Schulkinder sicherer machen.
Nun hat die Stadt Geiselhöring am 23.6.2020 zu einer Begehung eingeladen. Es waren Jürgen Mißlbeck, Verkehrssachbearbeiter der Polizeiinspektion Straubing, Bürgermeister Herbert Lichtinger, Herr Pielmeier und Frau Dischinger vom Bauamt Geiselhöring, Ortssprecher Peter Schneck und die Familie Pömmerl vor Ort.
Franz Pömmerl ging auf die Ausgangslage und die Notwendigkeit einer Verkehrsberuhigung ein. Dazu schlug er eine 30er Zone vor. Danach erklärte Herr Mißlbeck, dass hier eine 30er Zone nicht möglich ist. Der Gesetzgeber sagt, dass zur Begrenzung als Grundlage Verkehrsunfälle passiert sein müssen, was hier aber nicht der Fall ist. Das ganze wäre ein Verwaltungsakt, dem aber Herr Pielmeier gleich widersprach, weil sie hier gegen die vorgegebene Rechtslage handeln würden. Herr Mißlbeck führte weiter aus, dass er für solche Angelegenheiten eine Verkehrsmengenmessung empfiehlt. Hier wird vom Radl bis zum Bus in beiden Richtungen gemessen und es wird auch der Durchschnitt ausgerechnet. Wenn dann die V85 Messung ergibt, dass sich die Geschwindigkeit bereits unterhalb der möglichen Geschwindigkeitsbegrenzung befindet, dann braucht sie nicht erlassen werden. Auch bei den jetzigen zugelassenen 50 Stundenkilometer muss der Fahrzeugführer sein Fahrzeug den Gegebenheiten anpassen. Wenn diese Kurve unübersichtlich ist, dann darf er gar nicht 50 km/h fahren. Wenn er so z.B. in den Zaun fährt, kostet es dann 150 €, weil er seine Geschwindigkeit nicht angepasst hat.
Geschwindigkeit v85
Die 85%- Geschwindigkeit einer Straße - einfacher Maßstab der Verkehrssicherheit: Wenn eine Geschwindigkeitsmessung vorgenommen wird, erhält man eine große Zahl vom Messwerten, oft mehrere tausend. Aus diesen umfangreichen Daten muss nun eine griffige Zahl ermittelt werden, um das Geschwindigkeitsniveau zu beurteilen. Dazu ist die „85%- Geschwindigkeit“ einer Straße aufschlussreich. Diese Kennzahl wird von Verkehrsingenieuren verwendet als die Geschwindigkeit, die von 85% der gemessenen Fahrer eingehalten und von 15% überschritten wird. Man lässt die sehr schnellen Fahrer außer Betracht und hat damit einen praktisch gut nutzbaren Indikator. Die 85%- Geschwindigkeit einer Straße sollte unterhalb der zulässigen Höchstgeschwindigkeit liegen. Falls nicht, wird das Tempolimit von mehr als jedem siebten Fahrer überschritten. Dies ist ein Sicherheitsmangel der Straße, der von der Behörde behoben werden sollte. Der Wert gibt nur an, wie genau die zulässige Höchstgeschwindigkeit eingehalten wird, nicht ob die Regelung angemessen ist
Herr Pielmeier sagte, dass die Geschwindigkeit schon von 25. 5. – 8. 6. 2020 (einwärts) in die eine und vom 8.6 – 15. 6. 2020 (auswärts) in die andere Richtung gemessen wurde.
In Richtung Pönning hatte man in einer Woche 1164 Fahrzeuge, also 166 Fahrzeuge am Tag, das höchste waren 19 Fahrzeuge in einer Stunde. Die V85-Durchschnitt lag dabei bei 29 km/h. Der schnellste Fahrer einwärts ist 39km/h gefahren.
In der nächsten Woche wurden auswärts 770 Fahrzeuge gemessen, also 110 Fahrzeuge pro Tag. Der V85- Durchschnitt lag bei 33 km/h. Der schnellste Fahrer auswärts ist 47km/h gefahren.
Herr Mißlbeck erzählte nun von einem Beispiel. Aufgrund eines Unfalls mussten sie die Straße mit einem Schild „70 km/h versehen. Die V85- Messung ergab vorher einen Wert von ca. 72 km/h. Die Straße wurde dann auf 70 km/h beschränkt. Daraufhin hatten sie bei der Messung hernach 88 km/h . Der Polizist sagte, wenn der Verkehrsteilnehmer ein Schild sieht, wo z.B. 70km/h steht, dann denkt er sich, dann kann ich immer noch 10 km/h schneller fahren. Das sagte er weiter könnte uns auch passieren, wenn man ein 30er Schild aufstellt. Dann fährt man auf einmal schneller als wie zuvor.
Herr Mißlbeck prüfte auch noch die Beleuchtung der Straße. Es wurde ihm von den Anrainern eine ausreichende Beleuchtung bestätigt. Er wies darauf hin, dass die Schulkinder eine beleuchtete Straße haben und gab noch den Hinweis, dass die Kinder vielleicht auch Kleidung mit einem Reflektor tragen sollten, also Sicherheit vor Schönheit!
Bürgermeister Herbert Lichtinger brachte nun einen Bürgersteig ins Spiel. Dadurch würde natürlich die Straße enger werden, was für die breiten landwirtschaftlichen Geräte im Dorf zu einem Durchfahrtsproblem würde. Des Weiteren wies er darauf hin, dass die Stadt dann 90% aller Kosten (vom Grundstückserwerb bis zu den Baukosten) auf die Anrainer umlegen wird. Dagegen wehrte sich Franz Pömmerl, weil er nicht bereit ist, für die Anwohner des Baugebietes (von der Stadt möglich errechnete Kinder 8 Häuser x 1, 48 Kinder) den Bürgersteig zu bezahlen. Ein Probebetrieb einer 30er Zone lehnten die Verantwortlichen ab, genauso wie Fahrbahnmarkierungen, weil sie keine Sicherheit bieten.
Es wurde auch noch der Weg entlang dem Haus von Sepp Aigner als möglicher Schulweg angesprochen. Da es aber ein Privatweg ist, kommt er als Schulweg der evtl. geteert und im Winter auch geräumt werden muss, nicht in Betracht. Die Kosten zum Ausbau würden wieder zu 90% auf den Anrainer umgelegt werden.
Herr Mißlbeck brachte noch eine Einbahnstraßenregelung ins Spiel. Dass die einfahrenden Fahrzeuge, z.B. bei Hubert Zellmer in die Dorfstraße einfahren, und auswärts den Weg am Anwesen von Franz Pömmerl vorbei. Damit würde der Verkehr auf dem „Schulweg“ halbiert werden. Herr Lichtinger befürchtete, dass man dann wieder schneller fahre, weil ja eh keiner entgegen komme. Ob diese Variante überhaupt durchführbar ist blieb offen.
Bürgermeister Herbert Lichtinger schlug abschließend vor, dass eine zweite Messung im Herbst nach den Ferien durchgeführt werden soll, wenn auch bei Haller wieder mehr Betrieb ist. Die erste Messung viel ja genau in den Shut Down wegen der Coronakrise. Man kann dann sehen, wie sich der Verkehr entwickelt und danach entscheiden.
Die Dorfgemeinschaft freut sich, dass auf Anregung von Franz Pömmerl der Schulweg der Kinder in der Perkamer Straße von den Verantwortlichen der Stadt Geiselhöring und dem Verantwortlichen der Polizeiinspektion Straubing gründlich diskutiert worden ist. Es wurden verschiedene Möglichkeiten der Verkehrsberuhigung aufgeworfen. Eine weitere Verkehrsmengenmessung im Herbst soll dann die nötigen Hinweise für die endgültige Entscheidung liefern.
Die Dorfgemeinschaft bedankt sich bei allen Beteiligten für das Bemühen, dass unsere Schulkinder heil und gesund zur Bushaltestelle gelangen.