Der Zellmerweiher
Allein der Name Zellmerweiher löst in mir schon ein Glücksgefühl aus. Ein Gefühl, dass mich sofort in die Jugendzeit zurückversetzt. Hier erlebten die Kinder, Jugendlichen und Männer vom Dorf bis heute schöne Stunden, ob im Sommer als auch im Winter. Er war jahrzehntelang ein Anziehungspunkt für die Dorfjugend, aber auch für die Männer im Winter zum Eisstockschießen. Ein nostalgischer Ort mit vielen Erinnerungen aller Oberharthausener.
Bild von Zellmerweiher 2003
Weiher wurde als Feuerlöschweiher angelegt
Gemeinderatsbeschluß vom 9.12.1932
Den Zellmerweiher in seiner jetztigen Form gibt es seit 1935. Er wurde auf dem Grund des Bauern Alois Zellmer als Feuerlöschweiher angelegt. Bürgermeister war zu der Zeit Josef Hüttenkofer und Feuerwehrkommandant Johann Schiesl. Vorher war der Weiher in Nord-Süd Richtung verlaufen. 1935 aber wurde der Weiher zu einem Löschweiher ausgebaut. Er wurde in Handarbeit in die jetztige Form gebracht. Sepp Danner weiß noch, dass Schienen verlegt worden waren, um mit Rollwägen die Erde aus dem Weiher hochzuziehen. Alles natürlich in Handarbeit. 1948 wurde dann unter Bürgermeister Johann Schiesl ein Kanal zum Dorfgraben ausgebaut (natürlich wieder mit Hand). So konnte man dann den Weiher ablassen, und das Wasser bei Bedarf im Kanal für Löscharbeiten der Feuerwehr anstauen. Hierzu waren an den Brückendurchgängen „Schuber“ zum Stauen angebracht.
Nach Abschluß der Grabungsarbeiten sah der Weiher so aus
Vorne wurde 1948 ein Ablauf in den Dorfkanal in Eigenleistung eingebaut.
Mit dem Drehrad wurde der Ablauf verschlossen.
Die ganzen Jahre nach dem Krieg übte die FFW Oberharthausen hier am Weiher. Es gab keine Hydranten, und so war der Weiher die einzige Stelle zur Wasserentnahme. Hier wurden auch die Leistungsprüfungen durchgeführt. Erst als man sich 1969 dem Wassernetz der Spitzberggruppe anschloss, wurden auch die neuen Hydranten gesetzt.
Die FFW Oberharthausen macht ein Leistungsabzeichen
von links: Kommandant Karl Wild sen., Sepp Danner, Anton Schreiner, Xaver Mayer,
Hubert Zellmer, Sepp Eichmeier, Albert Wild, Willi Märkl, Karl Wild jr.
Badespaß im Sommer
Natürlich wurde der Weiher auch zum Baden genützt. Wie man auf den alten Bildern sehen kann, nicht nur von den Kindern, sondern auch die Erwachsenen nahmen z.B. nach einem staubigen „Ahrntag“ gerne abends ein kühles Bad. Aber für die Kinder war der Weiher natürlich ein schöner Badespaß und ein Treffpunkt in den großen Ferien. Die größeren machten vom Ablassrad ein „Köpfl“ und die ganz Wagemutigen sprangen von den Schwarzerlen herunter in den Weiher. Was für ein Spaß! Im Zellmerweiher hat ganz Oberharthausen das Schwimmen gelernt. Als Schwimmreifen dienten aufgepumpte Traktor- oder Anhängerschläuche. Die Burschen paddelten manchmal auch mit einem Sautrag eine Runde. Später wurde mal ein Floss aus Papierholzstämmen gebaut. Aber es gab auch Extremsportler, so wie den Sigi Schrock. Der probierte mit einem alten großen Fahrrad (28 Zoll) durch den Weiher zu fahren. Es ist beim Versuch geblieben, weil er im Schlamm nicht weit kam und kippte.
Badeordnung
Damit beim Baden alles gesittet ablief, wurde 1933 von der Gemeinde eine Vorschrift für das Badewesen im Zellmerweiher erlassen. Es gab beim Baden strikte Geschlechtertrennung und auch die Badebekleidung wurde vorgeschrieben. Bei Zuwiderhandlungen wurden Geldstrafen bis 20 Mark veranschlagt. Während des Krieges und danach wurde nicht mehr so streng auf die Einhaltung der Badordnung geachtet. Das änderte sich dann, als 1955 die Expositur in Pönning erbaut wurde. Der Expositus Ludwig Müller stellte die Badeordnung wieder her. Es mussten neue Badehäuschen gebaut werden. Der Geistliche überwachte mit strengen Kontrollen die Einhaltung der Badeordnung. Sepp Danner weiß noch zu erzählen, dass die Buben trotz der Verbotszeit beim Mädchenbaden zum Weiher gingen, und durch so manches Astloch im Bretterverschlag einen Blick riskierten. Er sagte, es wurde auch nur ein Häuschen fertig gebaut, weil für das zweite Häuschen die Bretter ausgingen. Die Gemeinde war arm, so dass auch an diesen Ausgaben gespart werden musste. Das Holzhäuschen stand bis Anfang der 70er Jahre.
Die Frage ist, ob diese Badeordnung noch heute gilt? Sie wurde von der Stadt Geiselhöring bei der Eingemeindung mit kassiert und nicht verworfen, bzw. für ungültig erklärt. Also schön daran halten und die Reihenfolge beim Baden einhalten .... :o)
Bild aus alten Zeiten, als die Kinder im Weiher badeten
Dass der Weiher damals sehr verschlammt und nicht tief war,
kann man daran sehen, dass das Wasser stehend nur bis zum Nabel reichte.
Ein Mädchen beim Gänsehüten. Im Hintergrund rechts sieht man noch das Bretterhäuschen,
in dem man sich beim Baden umziehen mußte.
Zwei Mädchen im Weiher ertrunken
Bild zeigt die kleine |
Ein Weiher ist immer, auch heute noch, ein Ort der Gefahr, vor allem für kleine Kinder. Spielende Kinder wollen am Wasser plantschen, Steine reinwerfen, hineinlangen und fallen dann auch vielleicht hinein. So passierten daher auch zwei schreckliche Unglücke im Weiher. Ein weiteres Unglück ereignete sich am 30.04. 1947. Hier ertrank wiederum die kleine Anneliese Hecht im Weiher. Sie war das Kind der Flüchtlingsfamilie Hecht, die auf dem Hof von Josef Aigner arbeiteten und auch dort wohnten. |
Eisstockschießen im Winter
In alten Zeiten wurde in der „Badschwemm“ neben der Kirche Eisstock geschossen. Sepp Danner erzählt, welche Gaudi damals war, wenn an die 20 Männer geschossen haben. Auch die Maria Schmaißer war mit dabei und schoß als Mädchen gerne mit.
Sepp Danner erzählt, dass auch im „Seeweiher“ draußen (Feld liegt zwischen Straße zum Grollhof und Graben) immer die Wiese überschwemmt war. Das Eis war dann spiegelglatt und da schossen die Männer auch Eisstock. Wenn dann der Stock getroffen wurde, dann ist der auf der glatten Fläche auf und davon, weil das Feld so lang war.
Bild zeigt die "Bodschwemm" neben der Kirche
Im im überfluteten Seeweiher wurde auch Eisstock geschossen
Aber hauptsächlich war es so, daß der Zellmerweiher im Winter ein Treff für jung und alt war. Was wurden da schon im Eisstockschießn für Schlachten geschlagen mit dem "Lokalmatador" Späth Alfons, der nie einen Stock verfehlte und die "Taubn" zentimetergenau dahin schoß, wo er sie hinhaben wollte. Für optimale Bahnverhältnisse war der "Platzwart" Schneider Hans da, der schon gleich nach Mittag am Weiher erschien und den Schnee wegschaufelte. Mit einfachen Holzstöcken wurde geschossen, die noch alle der "Schützn Opa" abgedreht hatte und der "Schmied Xare" den Ring aufzog. Kein Mensch hatte damals einen Stock mit einer auswechselbaren Platte gehabt, aber der Spaß und die Treffsicherheit waren genau so groß. Schön war es anzusehen, wenn die Taubn aus dem Weiher heraus nach hinten geschossen wurde. Da suchte man dann nach einem schönen Übergang für den Eisstock aus dem Weiher. Dann konnte man zeigen, was man für ein Irxn-Schmalz in den Armen hatte, wenn der Stock wie auf einer Schanze aus dem Weiher flog. So mancher musste sich das Gespött der Spieler anhören, wenn er „derhungert“ war mit seinem Eisstock, also nicht so weit kam wie er sollte. Aber der Späth Alfons übertraf sie alle. Der führte seinen Stock auch noch wie von Geisterhand durch die Luft in Richtung Taubn, die weit außerhalb des Weihers lag. Die Profis von Ebra Aiterhofen wollten den Alfons immer als Spieler haben. Sie spielten in der Eisstock-Bundesliga. Aber der Alfons blieb lieber zu Hause am Zellmerweiher ….als ungekrönter Eisstockkönig von Oberharthausen.
Eisstockschießen am Zellmerweiher - Bild von 2004
Da mit diesen „Halbprofis“ die Jungen nicht mithalten konnten, und auch so manche Rüge von den älteren Spielern für das „Erhungern“oder noch schlimmer ausgedruckt fürs „Derscheißen“ nicht ausblieben, spielten sie lieber für sich Eishockey. Entweder bevor die Männer zum Eisstockschießn kamen, oder gleich hinten dann im Pömmerlweiher. So sind leider aus der letzten Generation fast keine Eisschützen mehr aktiv geworden. Bedingt durch die warmen Winter und mangels Männer wurde in den letzten Jahren kaum mehr Eisstock geschossen. Die Kinder aber vergnügen sich gerne auf dem Eis.
Weiher als Karpfenteich genutzt
Der Weiher wird von der Familie Zellmer nicht nur als Feuerlöschweiher zur Verfügung gestellt. Er wurde auch mit Karpfen besetzt. Das sahen natürlich auch die Buben. So kam es natürlich immer wieder zu kleinen Übergriffen, d. h. es wurde wild geangelt als alle am Feld waren. Es gab ein paar Spezialisten, die hier ihr Handwerk verstanden. Die Fische wurden dann in einer Gemeinschaftsaktion unter den Buben irgendwo gebraten.
Das „offizielle Abfischen“ im Zellmerweiher fand meistens zu Ostern statt. Hierzu wurde der Weiher mit dem Drehrad am Auslauf geöffnet, so dass er nach und nach in den Dorfgraben entwässerte. Als man dann im Weiher nur noch Pfützen und Schlamm vorfand, wurde mit Gummistiefeln und einem Kescher abgefischt. Hier wedelten schwere Karpfen im Schlamm und vor allem Frösche. Die Karpfen wurden in großen Wannen mit klarem Wasser sortiert. Sie mussten ein paar Tage im sauberen Wasser schwimmen, damit sie nicht ehr „möselten“. Manchmal kauften auch Dorfleute einen Karpfen für den Mittagstisch.
2019 hat Manfred Zellmer das letzte Mal abgefischt. Hier waren natürlich die Kinder in ihrem Element. Sie waren nicht mehr zurückzuhalten zum Staunen ihrer Mütter von Oberharthausen und Pönning.
Reiche Fischbeute nach dem Abfischen
Verschiedene Weiherbewohner
Den Weiher bewohnten neben Fröschen sogar Kammmolche, Krebse und auch Teichmuscheln. Diese konnte man mit den Füßen im Schlamm entdecken. Sie wurden aber nach genauer Inspektion wieder in den Weiher geworfen. Karpfen wurden natürlich auch in den Weiher von der Familie Zellmer eingesetzt und Enten und Gänse fühlten sich hier pudelwohl.
Frösche aller Art quaken im Weiher
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Kammmolch | Teichmuschel |
Sogar diese Flusskrebse holte Manfred Zellmer aus dem Weiher
Ausbaggern 2009
Es gab Jahre, da konnte man im Weiher bis auf den Grund sehen, so klar war das Wasser. In dieser Zeit konnte man sogar auch Kammmolche beobachten. Es wuchs das Seegras vom Boden hoch. Durch irgendwelche Einflüsse kippte aber manchmal die Wasserqualität und es wurde trüb. Die Weiher verschlammen dann auch über die Jahre. Wenn man von den Erlen am Uferrand ein Köpfl in den Weiher gemacht hat, ist man mit den Händen schon im Schlamm gesteckt.
Um den Weiher auch als schönen Badeweiher nutzen zu können, ließ ihn Manfred Zellmer 2019 ausbaggern. Jetzt ist er wieder saubeer und tief und beinhaltet viel mehr Wasser im Becken als vorher.
Das Ausbaggern war natürlich eine Riesensache für die Kinder. Sie sahen hier einen wunderbaren Spielplatz. Ein herrliches Rutschen im Schlamm und den Pfützen brachte den Kindern einen Riesenspaß.
Der Zellmerweiher heute
Das Gelände rund um den Weiher ist herrlich angelegt
Manfred Zellmer hat mit seiner Familie ein neues Haus neben dem Weiher gebaut. Er hat den Weiher neu befestigt und bepflanzt. Auch ein Holzsteg führt in den Weiher. Er wird witerhin privat zum Baden und Fischen genutzt und im Winter laufen die Kinder Schlittschuh. Manfred gewährt dankenswerter Weise auch weiterhin der Freiwilligen Feuerwehr ihre Übungen mit dem Saugschlauch am Weiher. Hier konnte z.B. heuer ein neuer Saugkorb für die Feuerwehr getestet werden.
Die Funktion als Feuerlöschweiher ist aber erloschen. Es gibt im ganzen Dorf für die Feuerwehr 23 Unterflur- und 4 Oberflurhydranten zur Wasserentnahme für Löscharbeiten.
der neue Saugkorb wird getestet
Feuerwehrübung am 15.4.2010
Was aber nicht erloschen ist, ist die Nostalgie um den Weiher. Trotz der zwei Todesfälle haben hier jahrzehntelang die Oberharthausener ihre Freude und ihren Spaß gehabt. Auch auswärtige Oberharthausener erzählen immer noch gerne alte Badegeschichten vom Zellmerweiher. Schön dass der Weiher von Manfred und Lydia Zellmer erhalten und das Gelände so schön bepflanzt und gepflegt wird. Es ist jetzt eine herrliche Anlage mit einem wunderbaren Naturweiher.